Es ist für meine Seele wichtig, dass ich mich einmal in der Woche nur um mich kümmere. Man hört heute das Wort Selbstfürsorge für dieses Bedürfnis immer wieder. In dieser Zeit stehe ich im Vordergrund und meine Bedürfnisse. Ich will gut für mich sorgen und es mir gut gehen lassen. Diese Auszeit ist mein wöchentliches Malen im Malraum oder zu Hause in meinem Buch. Es ist lebenswichtig für mein Gleichgewicht, denn ich entziehe mich allen äußeren Bedürfnissen, Verlockungen, Aufgaben, Forderungen von Anderen. Beim Malen gibt es nur mich, die Farbpalette und mein Bild. Ich finde eine tiefe Verbindung mit mir im konzentrierten Malprozess. Somit treffe ich die Tiefe meiner Seele. Wow, hört sich gut an und fühlt sich auch gut an. Probier es auch aus und komm in den Malraum!!!
Es sind Ferien. Zeit. Meine Gedanken schweben über viele Dinge. Zeit, um alles vom vergangenen Jahr zu betrachten-auch mich. Und ich merke, dass ich sehr dankbar für meine Berufung bin, im
Malraum zu dienen, zu arbeiten. Jedes Jahr wird mein Beruf, mein Wissen reichhaltiger, ich lerne so viele nette Malerinnen und Maler kennen. Auch sie lehren mich vieles.
Ich habe das Gefühl, dass ich hier meinen beruflichen Lebensplatz gefunden habe. Dass ich hier gestalten, realisieren, formen, umsetzten kann, was mir entspricht und das das mit so viel Freude,
Kraft, Inspiration, Stärke, Fülle verbunden ist, macht mich sehr glücklich. Ich bin bei meinem eigenen Malen glücklich, ich bin auch beim Leiten meiner Gruppen glücklich. Ich hoffe, man
spürt dieses Glück, denn so, wie ich es erfahre, so möchte ich es auch allen Malraumbesuchern weiter geben.
Regelmäßiges Malen bringt dich in den Flow!
Vor ein paar Tagen habe ich es selbst beim eigenen Malen in einem anderen Malort wieder erlebt:
Ich habe den Malraum betreten, intuitiv einen Pinsel und Farbe genommen und gemalt und nach gefühlten 20 Minuten hat die Leitung gesagt, dass die Malzeit fertig ist. Wir hatten in Wirklichkeit
1,5 Std. gemalt, ich konnte es nicht fassen. Ich war völlig im Flow, aber in keinem euphorischen Flow, den kenne ich auch, sondern in einem ruhigen 'Tal-Flow'. Ich
habe während des Malens völlig abgeschaltet und trotzdem achtsam und konzentriert gemalt. Das Malen ohne Bewertungen und Leistungsdruck macht einfach so frei, dass man alles loslässt, sogar die
Zeit... Nach dem Malen habe ich tatsächlich eine Weile gebraucht, um im Leben wieder anzukommen, so entspannt und von aller Zeit entrückt war ich... Wer das auch mal erleben möchte, kann zu mir
in den Malraum-Rodgau kommen. Regelmäßiges Malen machts möglich...das Flow-Erlebnis.
Im vorletzten 'Süddeutsche Zeitung Magazin' las ich ein Interview des Künstlerpaares Neo Rauch und Rosa Loy. Dort ist mir ein Passus über das Hemmende des Lobens aufgefallen. Wir im Malraum loben ja auch nicht, zumindest nicht den Inhalt der Bilder. Erst letzte Woche musste ich das wieder zwei Erzieherinnen aus einer Kita erklären. Neo Rauch beschreibt das aus seinen Erfahrungen so: "Auch mit einem Lob hereinspaziert zu kommen kann verheerend sein, weil man (als Malender) vielleicht in eine ganz andere Richtung aufbrechen wollte, als der jetzt munter Hinzutretende wahrnimmt, der sagt: 'Lass es so, es ist großartig.' Aber es hat nichts mit den eigenen Intentionen zu tun." Danke Neo für die weisen Worte! Loben kann den kreativen Prozess also unterbrechen, den Malenden dazu animieren, sein Bild als fertig zu betrachten, obwohl er eigentlich noch weiter gemalt hätte. Lassen wir das Loben also lieber sein, es lohnt sich. Wie wir stattdessen auf Fragen der Kinder nach Anerkennung und Lob reagieren können, erfahrt ihr bei mir im Malraum oder bei meinen Fortbildungen und Infoveranstaltungen,...
Gerne beziehe ich mich in diesem Blog auf Artikel, die ich meist zufällig lese. Heute in der Boesner Kolumne einen schönen Text von Sabine Burbaum-Machert gelesen: "Wenn man Dinge loslässt, kommen Sie ins Rollen: Die entscheidende Idee zündet nie, wenn man verzweifelt danach sucht. Sondern dann, wenn die Gedanken ungehindert schweifen können …"
Das stelle ich beim Malen auch immer fest: die Gedanken bekommen Flügel und irgendwann denkt man gar nicht mehr und malt nur noch. Das versuche es auch meinen Malerinnen und Malern beizubringen. Das braucht Zeit, aber wenn man es mal geschafft hat -und das geht mit regelmäßigem Malen- dann erhält man ganz viel Lebensweisheit, die man super auch in den Alltag übertragen kann.
Also kommt zum Malen und lernt das Loslassen, Ihr werdet überrascht sein...
Die Bilder, die im Malraum entstehen zeugen von einer großen Vielfalt. Anhand der 'Handschrift' auf dem Bild kann ich ein gemaltes Blatt genau dem Kind zuordnen.
Hierzu habe ich einen passenden Satz von dem Schweizer Prof. Dr. med. Oskar Jenni, Facharzt FMH für Kinder- u. Jugendmedizin, spez. Entwicklungspädiatrie, der die Leitung der Abteilung Entwicklungspädiatrie am Zürcher Kinderspital inne hat.
«Unsere Gesellschaft muss sich den Unterschieden bei Kindern stellen», betont Oskar Jenni. «Die grosse Vielfalt zwischen Individuen ist kein Ausdruck von Unvollkommenheit, sondern ein wichtiger Faktor für das Überleben einer Art, auch bei den Menschen.» Denn je variabler eine Art, desto grösser sei die Chance, dass sie etwa bei dramatischen Veränderungen der Umwelt nicht untergehen würde.
In diesem Sinne: Bewahren wir die Vielfalt - in die nächste Gerneration!
Text von Yvonne Rebmann
Diese Woche in meinem Malraum: ein Mädchen aus der 8. Klasse kam am Dienstagabend in die Malstunde. Sie wirkte erschöpft und erzählte mir, dass sie gerade ein Schulpraktikum in einem großen Frankfurter Hotel macht. Der Tag war sehr anstrengend für sie, das sah ich schon an ihrer Körperhaltung: sie war körperlich und geistig erschöpft. Aber ich bemerkte, wie sie sich beim Malen zunehmend entspannte und sie malte ein Bild. Normalerweise schütze ich die Bilder sehr, aber hier mache ich eine Ausnahme, weil es mich sehr berührte und weil mir wieder die tiefe Wirkung des Malens bewußt wurde.
Text von Yvonne Rebmann
2006/07, als ich meine Ausbildung zur Mal-Leiterin begann, war meine Tochter 4 Jahre alt. Nach ihrer Kreisel-Phase und den ersten Grundzeichen malte sie damals vor allem eins: unser Haus. Ich lernte damals gerade alles: den Code der Erstzeichen und die Raumentwicklung beim Kind. Somit sammelte ich ihre Bilder und schrieb das Datum auf die Rückseite. Das Haus bestand aus einem Dreieck. Immer und immer wieder über Jahre. Etwas anderes interessierte sie nicht wirklich, mal kamen wir als Familie dazu, mal die zwei Katzen, mal die Oma. Es bekam Stockwerke, Treppen und Türen. Dann setzte sie dem dreieckigen Haus noch ein dreieckiges Dach auf. In einem Urlaub in der Schweiz klappte sie die Dreiecks-Wände nach außen und sie hatte ein schiefes Viereck, dem sie ein dreieckiges Dach aufsetzte. Beim nächsten Bild schon waren die viereckigen Außenlinien gerade und ab da malte sie nie mehr ein dreieckiges Haus. Sie hatte die Phase durchlebt und ein neuer Entwicklungsschritt tat sich auf. Ich beobachtete sie, wie sie allmählich ihr Haus erweiterte, ein Viereck rechts anhängte, das Dach verlängerte. Diese Entwicklung zog sich weitere Jahre. Sie versuchte sich in den letzten zwei Jahren mit der Parallelperspektive. Linien wurden schräg nach hinten gezogen, mit den Fenstern hat sie auf vielen Bildern gehadert, besonders mit den schrägen Dachfenstern, die wurden nicht so, aber sie blieb dran. Die Pubertät kam und die Häuser wurden weniger aber ab und zu malte sie im Malraum wieder ein Haus. Heute ist sie 13 und hat mir vorgestern zu Muttertag wieder ein Haus mit Garten gemalt. Diesmal ist die Perspektive perfekt gelungen. Sie entwickelte ganz natürlich ihr Haus vom Dreieck bis zum dreidimensionalen Haus. Und das alles ohne mein Zutun, ohne Bewertung, ohne Vormalen...Man muss die Kinder nur ganz in Ruhe lassen und Vertrauen haben, dann kommt alles zu der richtigen Zeit.
Text von Yvonne Rebmann
Diese Woche hatten sich beim Malen zwei Fünftklässlerinnen unterhalten. Es ging um das Loben der Bilder, was ich sehr interessant und zum schmunzeln fand, denn in meinem Malraum bewerten wir die Bilder nicht, was auch das Loben betrifft. Sie haben sich dabei regelrecht beschwert, dass ihre Mütter alle Bilder (aus Kita, Schule und Freizeit), immer loben. Sie kommen sich regelrecht veräppelt vor. "Es kann doch nicht sein, dass meine Mutter ALLE meine Bilder wirklich gut findet. Ich habe ihr neulich mal ein schnelles Kritzelbild (zum testen) einfach so gemalt und selbst das hat sie toll gefunden".
Liebe Eltern, Kinder brauchen eigentlich keinen Kommentar zu ihren Bildern. Wenn sie angerannt kommen und Ihnen ein Bild zeigen und fragen ob es schön ist, dann ist das meist antrainiert. Sie sind durch Bewertungen unsicher und ängstlich geworden, dass sie sich nichts mehr zutrauen ohne eine Rückmeldung zu erhalten. Mein Tipp: fragen Sie lieber zurück: gefällt es dir?
Text von Yvonne Rebmann
Letzten Samstag war es wieder mal so weit: zum 2. Mal haben sich die Leiter einiger Malräume hier im Rhein-Main-Gebiet getroffen. Diesmal bei Katja in Freienseen. Sie hat eine Scheune ausgebaut und dort im Obergeschoss einen Malraum eingerichtet. Es war, wie auch beim letzten Mal, bei Kaffee und Kuchen wieder sehr inspririerend. Wir haben 3 Stunden ununterbrochen geredet, Erfahrungen ausgetauscht, von unseren Erlebnissen berichtet, den Malraum besichtigt, Werbemaßnahmen besprochen und uns wertvolle Tipps gegeben. Alle Fragen konnten besprochen werden, denn wir alle verfolgen ja das gleiche Ziel. Es war sehr herzlich und herrlich, unter Gleichgesinnten zu sein. Ein nächstes Treffen wurde schon gleich ausgemacht. Dann in Mühlheim bei Birgit.
Text von Yvonne Rebmann
Mal wieder fallen mir Parallelen zum Malen in meinem Malraum auf.
Ein Zeitungsbericht ließ mich heute morgen aufhorchen: "Mit der Musik war er fertig... dann schrieb Jack Savoretti seine besten Songs" las ich. Ich kenne ihn nicht, aber ich werde mir seine Musik sicherlich mal anhören. Aber was ich in dem Artikel interessant fand: Jack hatte jahrelang mit dem Musikmachen seinen Spaß gehabt und fand, dass es nun Zeit für einen seriösen Job war. Er nahm somit sein Ziel weg, gute Stücke zu schreiben und ein guter Musiker zu sein, was einen enormen kreativen Aufschub zur Folge hatte. Er schrieb unbefangen und konnte nicht mehr aufhören neue Stücke zu schreiben. "Es ist meine beste und persönlichste Musik..." sagt er. Wie ich immer sage: Wenn Du das Ziel wegnimmst ist jeder Weg der Richtige", so ist es in der Musik und so wirkt auch das unkommentierte Malen in meinem Malraum. Wir machen keine Kunst zum Präsentieren und somit ist jeder Pinselstrich der Richtige. Man muss sich nur auf den Weg machen, sich Zeit geben, seine inneren Kritiker vertreiben und schon kommen Bilder zum Vorschein, die man sich nie zugetraut hätte. Ich weiß das aus eigener Erfahrung - es funktioniert!!!
Text von Yvonne Rebmann
Diese Titelzeile aus meiner lokalen Zeitung 'Offenbach-Post' kann ich nur unterstreichen. Die Bildungsmesse Didacta hat eine Erhebung hierzu letzte Woche am 17. Februar 2016 vorgestellt.
'Die Fähigkeit, von der Hand zu schreiben, lässt bei Kindern im digitalen Zeitalter deutlich nach.' 'Experten wollen da gegensteuern' ist da zu lesen.
Auch mir fällt beim Malen eines immer wieder auf: die Kinder ärgern sich, weil sie verwackelte Linien hinbekommen, Rundungen werden nicht rund. Manchmal liegt es an dem Perfektionsismus, den der Malende auch mal loslassen muss. Grund dafür ist jedoch meistens ein festes unflexibles Handgelenk und natürlich die fehlende Übung. Hierfür ist das Malen im Malraum natürlich toll geeignet. Zum einen verschafft das regelmäßige Malen diese Übung, zum anderen lernen die Malenden spielerisch ihre Motorik zu verbessern. Und das sind nicht nur die Kinder, auch Erwachsene, besonders oft auch Senioren. Wenn ich einmal die Hand des Malenden genommen habe und ihm gezeigt habe, wie locker man mit den hochwertigen Pinseln und der cremigen Farbe malen kann, dann ist das meiner Meinung nach nicht optisch oder wissensmäßig verankert, sondern gefühlsmäßig.
Also liebe Experten von der Didacta: ich steuere da schon seit 10 Jahren dagegen an und alle Kinder, die in meinem Malraum malen, haben bei Schulbeginn keine motorischen Probleme mit der Handschrift.
Das bestätigen mir Eltern, Lehrer und Kitaerzieher.
Text von Yvonne Rebmann
Zwei Flüchtlingskinder malen seit einigen Wochen in meinem schulintegrierten Malraum in der Heinrich-Böll-Schule, integrierte Gesamtschule, Rodgau. Die Jugendlichen waren zuerst vorsichtig, aber sie vertrauen mir schon bald und werden mutiger. Das sind für mich sehr wertvolle Erlebnisse. Die Gruppe integriert sie sehr gut.
Anfangs waren auch die deutschen Schüler zurückhaltend. Wir haben alle mit der Sprache zu kämpfen. Ich bringe den beiden die Wörter für die Farben bei, sowie die Regeln, alles in einem deutsch-englisch Gemisch. Für die deutschen Schüler ist es ungewohnt, Englisch im Alltag zu sprechen, zumal viele noch in der 5./6. Klasse sind. Aber es klappt bisher sehr gut.
Yvonne